Ritter im europäischen Mittelalter
Ritterzelte, schön und gut. Aber wer waren sie überhaupt, diese Ritter? Denkt man an jene im europäischen Mittelalter, so assoziieren die meisten das Bild des edlen Kriegers in schimmernder Rüstung mit ihnen. Dass das allerdings nicht der Fall war – zumindest nicht immer – wurde erst im Laufe der jüngsten Vergangenheit deutlich.
Ein wesentlicher Meilenstein in der Geschichte der Ritter im europäischen Mittelalter war die Umsetzung eines Anliegens des Papstes Urban II. Im Jahre 1095 wandte er sich an Adelige, Großgrundbesitzer und andere einflussreiche Persönlichkeiten und Institutionen, weil er einen Plan verfolgte. Sein Ziel war es, sie dazu zu bewegen, ihre Vasallen in den Krieg zu schicken, um so gegen die ungläubigen Muslime zu kämpfen. Die Idee kam an, das Vorhaben wurde umgesetzt – und das wahre Rittertum, so wie Du es heute kennst, war geboren.
Ritter unterschiedlichsten Ranges taten sich zusammen, um sich fortan für die „gute Sache“ zu engagieren. In der Konsequenz wurden aus einfachen Rittersleuten „edle Kreuzritter“, die unter dem Deckmantel kirchlicher Beweggründe den christlichen Glauben verteidigten.
Die wichtigsten Eigenschaften eines Ritters im Mittelalter waren Treue und Ergebenheit, absoluter Gehorsam, Tapferkeit und Mut. Überdies war es der Kirche wichtig, dass die Ritter gemäß christlicher Grundsätze agierten. So sollten sie die Armen und Schwachen schützen, gottesfürchtig und demütig sein und den Glauben verteidigen.
Ritter im europäischen Mittelalter galten als freigiebig, anständig, und ihnen wurde ein gutes Benehmen nachgesagt. Die Verehrung einer Dame höheren Standes war ihnen verboten. Es war Ehrensache, dass man sich im Mittelalter an diese Vorgaben hielt. Heute jedoch weiß man, dass nur die wenigsten Ritter tatsächlich über diese „ritterlichen Tugenden“ verfügten.
Als die Ritter im europäischen Mittelalter Jerusalem eroberten, wurden mehr als 70.000 Menschen buchstäblich abgeschlachtet. Auch bei vielen anderen Schlachten kannten die „edlen Rittersleut'“ keine Gnade, sondern setzten ihre Schwerter mit aller Härte und Brutalität ein. Von edel oder ritterlich konnte wahrlich nicht die Rede sein.
Zwar kämpften die Ritter im europäischen Mittelalter mit voller Inbrunst, und sie konnten durchaus so manche Schlacht für sich entscheiden. Allerdings waren die Kreuzzüge am Ende doch alles andere als erfolgreich. In der Tat gelang es den „Mannen“ letztlich nicht, den christlichen Glauben zu verteidigen und damit das ursprünglich gesteckte Ziel zu erreichen. Das Scheitern der Ritterschaft schien im Mittelalter unmittelbar bevor zu stehen. Auch die finanzielle Situation der so genannten besseren Gesellschaft im Mittelalter veränderte sich. Zugleich nahm die Bedeutung von Geld als Zahlungsmittel sukzessive zu.
Die Bauern waren aufgrund neuer Gesetzgebungen nur noch zu einem gewissen Teil unfrei. Die Löhne der freien Bauern und Landarbeiter stiegen indes an. Obendrein setzte man auf den Schlachtfeldern im Mittelalter immer weniger auf „treue Ritter“, sondern es kamen verstärkt bezahlte Söldner zum Einsatz. Das hatte zum Vorteil, dass man sie ohne Weiteres wieder entlassen konnte, wenn ihre Dienste nicht mehr gebraucht wurden.
Man entdeckte neue Materialien und konnte daraus bessere, solidere Waffen fertigen. Auch Feuerwaffen kamen seinerzeit immer häufiger zur Anwendung. All dies erforderte stärkere Ritterrüstungen. Diese jedoch wurden zwangsläufig immer schwerer und beeinträchtigten die Ritter im europäischen Mittelalter in ihrer Beweglichkeit.
Die Folgen für die Rittersleute ließen nicht lange auf sich warten: Sie verloren wichtige Schlachten – und mit Ende des 15. Jahrhunderts gab es das einst so glanzvolle Rittertum schlichtweg nicht mehr. Die Blütezeit der Ritter im Mittelalter hatte ihren Glanz verloren.